Das Abenteuer beginnt
"Wir müssen werben", "Mitgliederwerbung, Mitgliederwerbung, Mitgliederwerbung", "Wer nicht wirbt, der stirbt", "Mitgliederwerbung ist eine Kernaufgabe der Gewerkschaften".
Wer kennt sie nicht, diese wunderbaren Stehsätze, die zwar laut gesprochen, bestimmt formuliert, aber ganz und gar kraft- und saftlos rüberkommen. Wir wissen, dass diese Sätze natürlich inhaltlich richtig sind. Aber genauso wissen wir, dass es leichter gesagt ist, als getan.
Wenn wir für die österreichische Gewerkschaftsbewegung werben, können wir das selbstbewusst angehen. Aus vielen Untersuchungen und Studien wissen wir, dass nur ein ganz kleiner Teil der ArbeitnehmerInnen die Gewerkschaften grundsätzlich in Frage stellt oder gar ablehnt. Der größte Teil der Noch-Nicht-Mitglieder lehnt sie nicht ab, sondern hat andere Gründe noch nicht beigetreten zu sein.
Es wäre ein Trugschluss, dass eine positive Einschätzung der Gewerkschaft auch automatisch zur Mitgliedschaft führt. Wir kennen ja den Unterschied zwischen "theoretischer Einsicht" und "praktischem Handeln". Es gibt Hunderttausende, die uns grundsätzlich positiv gegenüberstehen, aber den konkreten Schritt, die Mitgliedsanmeldung zu unterschreiben, noch nicht getan haben. Diese Lücke ist unser Potenzial.
Das IFES-Institut hat in einer Untersuchung Noch-Nicht-Mitglieder gefragt, für wie wichtig sie starke Gewerkschaften halten. 35 Prozent der Noch-Nicht-Mitglieder sagen, dass sie Gewerkschaften für sehr wichtig halten. 34 Prozent halten uns für eher wichtig. Also in Summe halten rund 70 Prozent der Noch-Nicht-Mitglieder Gewerkschaften für wichtig.
Einer der am häufigsten genannten Gründe, warum jemand noch nicht Mitglied ist, ist schlichtweg der, noch nie auf eine Mitgliedschaft angesprochen worden zu sein! Es stellt sich die Frage, ob wir uns das leisten können?
Wir sprechen absichtlich nicht vom Nichtmitglied (derzeitiger Zustand), sondern vom Noch-Nicht-Mitglied - also dem Zustand, in dem sich die Person vor unserem erfolgreichen Mitgliederwerbegespräch befindet. Wir sehen unsere GesprächspartnerInnen nicht als Nicht-Mitglieder, sondern als potentielle Mitglieder, also in dem Zustand nach unserem erfolgreichen Mitgliederwerbegespräch.
"Schließlich leben wir nicht in der Vergangenheit,
sondern in der Gegenwart - für die Zukunft!"
Es gibt keinen Gesamtplan und kein Generalrezept für positive Mitgliederwerbung. Wäre es erfunden, hätten wir wohl einen Organisationsgrad von weit über 95 Prozent.
Wir liefern dir hier kein Rezept, sondern ein Konzept.
Rezept heißt: man nehme …
Konzept heißt: man gebe, man steuere bei, von sich aus, und zwar reichlich.
Wir konzentrieren uns nicht auf Mitgliederwerbung im Gesamten, sondern auf das persönliche Mitgliederwerbegespräch. Aus der Arbeit mit BetriebsrätInnen, JugendvertrauensrätInnen und PersonalvertreterInnen in Betrieben und Seminaren wissen wir, welch grobe Schnitzer und welch leicht vermeidbare Fehler oft beim Mitgliederwerbegespräch passieren. Ein falsches Wort, eine schlechte Formulierung, eine unwichtige Fragestellung und schon gerät unser Gespräch ins Stocken. Hier wollen wir Abhilfe schaffen. Deswegen konzentrieren wir uns ausschließlich auf das Mitgliederwerbegespräch.
Auch wenn es kein Generalrezept gibt, präsentieren wir euch im Folgenden ein paar prinzipielle Überlegungen, deren Einhaltung die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Werbegespräch ist.